Freitag, 24. Januar 2014

Midi mit den Kindern beim Oster-OL


Just als ich mit meinen Kindern Cosmo (5) und Avery (8) bei der Sportanlage Looren in Zürich-Witikon aus dem Auto stieg entleerte sich der graue Himmelinhalt über uns. Das nenn’ ich doch einen gelungen Willkommensgruss mit Augenzwinkern von Petrus, der uns Dreien an diesem verregneten Ostersamstag noch mehrere Male etwas Galgenhumor abverlangen sollte. Der freundlich Herr vom Elternverein Witikon im roten Anmeldungs-Bus gab uns einen kleinen Crash-Kurs, wie man so einen OL bestreitet. Ich entschied mich für die mittellange Strecke über 3,4km und 100m Steigung. Er drückte mir eine Karte und den Chip in die Hand und los ging’s.

Auf dem Weg zum Start hörte es auf zu regnen und die Partylaune keimte langsam wieder auf. Ich wollte den OL gewinnen und die Kinder so viele Schoggi-Eier mampfen wie’s nur geht. Eine Hand wäscht die andere. Ich steckte den Chip ins Startgerät und schon waren wir im Rennen. Vom Adrenalin getrieben, wechselten wir vom Spaziergang zum Laufschritt. Die Kinder gaben Gummistiefel und zogen wie wilde Fohlen davon. Ich konsultierte meine Karte und rief ihnen zu: „Erster Posten, Nr. 31, Wurzelstock Südostseite!“ Die Kids hatten keinen Schimmer was Papi da laberte aber es erinnerte sie wohl an etwas das Captain Sharky sagen würde und hechelten wie Bluthunde Richtung möglicher Beute. Da der erste Posten direkt am Waldweg lag, fanden sie ihn bald. Ich, die Nachhut, entwertete den Chip. Avery, die dafür zuständig war, die Nummern der Posten zu überprüfen, gab grünes Licht. „Nummer 31 stimmt Papi!“, meldete sie noch voller Elan und Cosmo zog wie ein Berserker davon. Beim zweiten Posten war dann auch schon das erste Osternestchen versteckt. Die Kids griffen sich je ein Schoggi-Ei. Man merke: Kindern mit Schokolade im Mund ist Papis OL egal. An Laufschritt war nicht mehr zu denken. Es begann wieder zu regnen. Ich schwang die verbale Peitsche: „Kommt Kinder! Let’s go! Wir können das Ding gewinnen!“ Als wir oben ankamen hatten die zwei Schokohelden vor allem eins: Durst. Und ich Leuchte hatte die Trinkflasche im Auto vergessen. Cosmo liess mir das nicht durchgehen und drohte mit einem Generalstreik der Kindergewerkschaft. Zum Glück fanden wir auf dem Loorenkopf einen Brunnen. Puh, noch mal Glück gehabt.

Für die Posten 3 und 4 mussten wir etwas längere Distanzen zurücklegen. Es regnete immer stärker und es brauchte schon viel väterliche Überzeugungsarbeit um meine Kinder weiter durch den Wald zu hetzen. Die Posten waren jetzt etwas mühsamer zu finden und auch schwieriger zu erreichen. Überall sah man Familien, die suchend durch die Gegend liefen. Schon leicht abgekämpft kraxelten wir auf dem nassen Waldboden an einem Weiher vorbei zum 5. Posten. Da hörte es plötzlich auf zu regnen und begann dafür zu hageln! Für mein Töchterchen war das eindeutig zuviel. Als wäre sie in der sibierischen Eiswüste gefangen und dazu verbannt hier sterben zu müssen, schrie sie ihr ganzes, in ihrem Alter zum Glück noch begrenztes, Fluch-Vokabular in den Wald. Ich nahm Cosmo an der Hand und wir entwerteten in der Zwischenzeit mal Posten 5 mit der, für dieses Wetter ironischen Bezeichnung, „Trochenrinnenende“. Die Gefahr Avery im Wald zu verlieren war sehr klein, denn wir hörten ja dauernd wo sie sich befand. Für das Pflänzchen war die Sache gelaufen. Mit dem Hagel kam der Temperatursturz, auch auf dem Fun-Barometer der Kinder. Unter stetigem Gekeife wickelte ich meinen Schal um meine Tochter und streifte ihr meine Regenjacke über. Erfolglos versuchte ich ihr die nassen Haare aus dem grimmigen Gesicht zu streichen, denn die Kapuze schob alles immer wieder ins Gesicht.

Ich und Cosmo wollten weiter, doch meine Tochter ging heulend in den Sitzstreik. Na bravo. In dieser Zeit gingen etwa fünf Familien an uns vorbei. Die Väter gaben mir jeweils ein tröstendes Das-kenn-ich-nur-zu-gut-Gesicht. Mein eh schon dünnes Nervenkostüm drohte zu reissen. Trotzdem gewann ich das Spiel „Wem ist der Verbleib des anderen Familienangehörigen im kalten Wald gleichgültiger“. Avery schloss wieder reumütig zu uns auf.  Nach einem kurzen Group-Hug stieg die Moral der Truppe, denn es ging nur noch bergab und wir fanden ein weiteres Osternestchen. Kurz vor dem Ziel erlaubte sich aber mein Sohn einen Schnitzer und bohrte seinen kleinen Körper nach einem Highspeed-Sturz, Handflächen voran, in den Waldweg. Was das Zeug hielt, weinte er in den grauen Osterhimmel hinaus. Ein aufgelöstes Schoggi-Ei in seinem Mund hatte einen dramatisierenden optischen Effekt und ich war damit beschäftigt, Passanten zu beruhigen, welche um das „aus dem Mund blutende“ Kind besorgt waren. Doch auch diese Tränen waren irgendwann getrocknet. Im Ziel schien sogar die Sonne und es gab Rivella, einen Osterhasen und gute Laune. Mit einer Zeit von 1:11:19 belegten wir den guten 19. Rang – von 20 Teilnehmern. Grmbl...!

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