Nachdem ich jetzt seit bald 3 Jahren im Musical „Ewigi
Liebi“ den Murmelisohn Baschti gebe, hat sich über die Jahre auch das passende
Murmelifett um meine Körpermitte herum angesammelt. Und ist der Winter so hart
wie dieser, darf es dann gerade noch ein bisschen mehr sein. Ich nahm sozusagen
jeden Abend einen Teil meiner Arbeit mit nach Hause.
Da kam der Anruf der FIT for LIFE Redaktion wie
gerufen. Die wollten mich doch tatsächlich in eine Fatburner-Lektion im
Active-Fitness Meilen schicken und ich solle dann, wie immer, meine
Leidensgeschichte niederschreiben. Leidensgeschichte? Ha...! Weit gefehlt
Sportsfreunde. Ich habe für diese Kolumne schon so viel gelitten, dass die mit
grösserem Geschütz auffahren müssen, als mit einer aufpolierten Aerobic-Klasse.
Mit einem Murmelifettverbrennungs-Ahoi schwang ich
mich dynamisch elegant wie ich drauf war in den Zug Richtung Meilen. Mit dabei
mein Turnzeug und meine 6-jährige Tochter Avery, die gerade Chindsgiferien
hatte. Meine kleine Mini-Me sollte nur mal sehen, was ihr Alter noch so alles draufhat. Nachdem ich das
letzte Mal beim Langlaufen am Sihlsee gar keine schlechte Falle gemacht hatte
dachte ich mir, dass Avery nach einer läppischen Fatburner-Stunde wohl mächtig
stolz auf ihren noch sportlichen Daddy sein würde.
Mit leichter Verspätung trafen wir im Active-Fitness
ein, wo man uns schon erwartete. Nach hastigem Überstreifen meines Turn-Tenues
führte man uns in einen Raum, wo schon alle anderen Teilnehmer bereit standen.
Jeder bekam eine Sportmatte, auch Avery, welche ich gleich neben mir
platzierte. Sie sagte: „De Papi tuet jetzt sis Murmelifett wegturne.“ Tja,
Kinder wiederholen eben alles, was man ihnen während einer Zugfahrt anvertraut.
Nachdem ich die Situation weggelächelt hatte, konnte
der Härtetest beginnen. Ich war so was von parat, denn meinen inneren
Schweinehund hatte ich ja schon seit längerem während mentalen Sessions auf ein
herziges Meerschweinchen abgerichtet. Die Plackerei konnte also losgehen, denn
ich war bereiter als bereit, meinen Schmerzpegel in schwindlige Höhen zu
treiben und badewannenweise Schweiss aus meinem sündigen Körper schiessen zu
lassen.
Doch, was war das? Liebliche Musik, zu der wir uns auf
den Rücken legen und unsere Hüften, wie eine Standuhr, auf und ab wippen lassen
sollten? Das bringt ja nicht mal Udo Jürgens ins Schwitzen. Und vor allem, eine
Tochter sollte ihren Vater bei solchen Bewegungen nicht sehen. Nicht mal meine
Mutter, nicht mal..., ach NIEMAND sollte mich so sehen. Was geschah hier mit
mir? Dies war bestimmt keine Fatburner-Klasse. Oder doch?
Aber Sportsmann der ich war, passte ich mich an und
versuchte die Übungen, welche die Frau da vorne mit dem Mikro vorturnte, so gut
als möglich nachzumachen. Mit mässigem, Slash, sehr wenig Erfolg. Die Frau, die
sich mir später als Madeleine vorstellen würde, befahl uns eine imaginäre, zu
enge Jeans überzustreifen und beim zuknöpfen den Bauch einzuziehen.
Korsett-Folter war angesagt. Jetzt war aber scheinbar das Reisverschlüsschen
der Jeans noch offen. Und während ich eher unbeholfen mit den Fingern in meiner
Schamgegend an einem fiktiven Reisverschluss rumfummelte, schielte ich etwas
hilflos zu meiner Tochter rüber. Die gab mir ein „Daumen hoch“-Zeichen und
lachte. Super. Wenigstens einer in der Familie hatte Spass.
Madeleine quälte mich für den Rest der Stunde noch mit
Dehnungsübungen, bei denen mein Under-Stretch wunderbar zur Geltung kam und
somit die Aesthetik meines Körpers durch unkontrolliertes Zittern
pulverisierte. An einer Stelle mussten wir uns vorstellen, dass an unseren
Hüften (wo könnte es auch anders sein) zwei Scheinwerfer befestigt waren, mit
denen wir stets an die Decke zünden sollten. Während meine Klassenkameraden,
wohlbemerkt alle älter oder zumindest weiblicher als ich, unverwüstlich in die
Höhe leuchteten, war’s bei mir eher ein schlechter Räbeliechtli-Umzug. Wiederum
hatte ich Averys Lacher auf meiner Seite, worauf ich im Zitterstress ernsthaft
darüber nachdachte, den Schnuddergoof zu enterben.
Fixfertig, aber mit einem Ranzen aus Stahl, wagte ich
mich am Ende der Stunde an die Fragen aller Fragen: „Du sorry, aber war das
jetzt die Fatburner-Klasse?“ Madeleine winkte ab: „Nein, das war Pilates.“ „Da
hat wohl der Stundenplan im neuen Jahr etwas geändert“, war die lahme Ausrede
der FIT for LIFE Redaktion, als ich am Telefon meinen Groll loswerden wollte.
Im Hintergrund hörte ich sie lachen. Ja, ja. Ihr mich auch.
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