Freitag, 24. Januar 2014

Midi in der Fatburner-Falle


Nachdem ich jetzt seit bald 3 Jahren im Musical „Ewigi Liebi“ den Murmelisohn Baschti gebe, hat sich über die Jahre auch das passende Murmelifett um meine Körpermitte herum angesammelt. Und ist der Winter so hart wie dieser, darf es dann gerade noch ein bisschen mehr sein. Ich nahm sozusagen jeden Abend einen Teil meiner Arbeit mit nach Hause.

Da kam der Anruf der FIT for LIFE Redaktion wie gerufen. Die wollten mich doch tatsächlich in eine Fatburner-Lektion im Active-Fitness Meilen schicken und ich solle dann, wie immer, meine Leidensgeschichte niederschreiben. Leidensgeschichte? Ha...! Weit gefehlt Sportsfreunde. Ich habe für diese Kolumne schon so viel gelitten, dass die mit grösserem Geschütz auffahren müssen, als mit einer aufpolierten Aerobic-Klasse.

Mit einem Murmelifettverbrennungs-Ahoi schwang ich mich dynamisch elegant wie ich drauf war in den Zug Richtung Meilen. Mit dabei mein Turnzeug und meine 6-jährige Tochter Avery, die gerade Chindsgiferien hatte. Meine kleine Mini-Me sollte nur mal  sehen, was ihr Alter noch so alles draufhat. Nachdem ich das letzte Mal beim Langlaufen am Sihlsee gar keine schlechte Falle gemacht hatte dachte ich mir, dass Avery nach einer läppischen Fatburner-Stunde wohl mächtig stolz auf ihren noch sportlichen Daddy sein würde.

Mit leichter Verspätung trafen wir im Active-Fitness ein, wo man uns schon erwartete. Nach hastigem Überstreifen meines Turn-Tenues führte man uns in einen Raum, wo schon alle anderen Teilnehmer bereit standen. Jeder bekam eine Sportmatte, auch Avery, welche ich gleich neben mir platzierte. Sie sagte: „De Papi tuet jetzt sis Murmelifett wegturne.“ Tja, Kinder wiederholen eben alles, was man ihnen während einer Zugfahrt anvertraut.

Nachdem ich die Situation weggelächelt hatte, konnte der Härtetest beginnen. Ich war so was von parat, denn meinen inneren Schweinehund hatte ich ja schon seit längerem während mentalen Sessions auf ein herziges Meerschweinchen abgerichtet. Die Plackerei konnte also losgehen, denn ich war bereiter als bereit, meinen Schmerzpegel in schwindlige Höhen zu treiben und badewannenweise Schweiss aus meinem sündigen Körper schiessen zu lassen.

Doch, was war das? Liebliche Musik, zu der wir uns auf den Rücken legen und unsere Hüften, wie eine Standuhr, auf und ab wippen lassen sollten? Das bringt ja nicht mal Udo Jürgens ins Schwitzen. Und vor allem, eine Tochter sollte ihren Vater bei solchen Bewegungen nicht sehen. Nicht mal meine Mutter, nicht mal..., ach NIEMAND sollte mich so sehen. Was geschah hier mit mir? Dies war bestimmt keine Fatburner-Klasse. Oder doch?

Aber Sportsmann der ich war, passte ich mich an und versuchte die Übungen, welche die Frau da vorne mit dem Mikro vorturnte, so gut als möglich nachzumachen. Mit mässigem, Slash, sehr wenig Erfolg. Die Frau, die sich mir später als Madeleine vorstellen würde, befahl uns eine imaginäre, zu enge Jeans überzustreifen und beim zuknöpfen den Bauch einzuziehen. Korsett-Folter war angesagt. Jetzt war aber scheinbar das Reisverschlüsschen der Jeans noch offen. Und während ich eher unbeholfen mit den Fingern in meiner Schamgegend an einem fiktiven Reisverschluss rumfummelte, schielte ich etwas hilflos zu meiner Tochter rüber. Die gab mir ein „Daumen hoch“-Zeichen und lachte. Super. Wenigstens einer in der Familie hatte Spass.

Madeleine quälte mich für den Rest der Stunde noch mit Dehnungsübungen, bei denen mein Under-Stretch wunderbar zur Geltung kam und somit die Aesthetik meines Körpers durch unkontrolliertes Zittern pulverisierte. An einer Stelle mussten wir uns vorstellen, dass an unseren Hüften (wo könnte es auch anders sein) zwei Scheinwerfer befestigt waren, mit denen wir stets an die Decke zünden sollten. Während meine Klassenkameraden, wohlbemerkt alle älter oder zumindest weiblicher als ich, unverwüstlich in die Höhe leuchteten, war’s bei mir eher ein schlechter Räbeliechtli-Umzug. Wiederum hatte ich Averys Lacher auf meiner Seite, worauf ich im Zitterstress ernsthaft darüber nachdachte, den Schnuddergoof zu enterben.

Fixfertig, aber mit einem Ranzen aus Stahl, wagte ich mich am Ende der Stunde an die Fragen aller Fragen: „Du sorry, aber war das jetzt die Fatburner-Klasse?“ Madeleine winkte ab: „Nein, das war Pilates.“ „Da hat wohl der Stundenplan im neuen Jahr etwas geändert“, war die lahme Ausrede der FIT for LIFE Redaktion, als ich am Telefon meinen Groll loswerden wollte. Im Hintergrund hörte ich sie lachen. Ja, ja. Ihr mich auch.

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