Freitag, 24. Januar 2014

Midi beim CardioEx Test


Die Fit for Life Redaktion schickte mich diesmal endgültig in die Folterkammer. Ein CardioEx Test stand an. Da ich den Begriff CardioEx noch nie gehört hatte, steigerte ich mich in alle möglichen Spekulationen. Als fleissiger Grey’s Anatomy-Konsument weiss ich, dass „Cardio“ für „Herz“ steht und „Ex“ so was wie „raus“ heisst. Also: „Herz raus Test“. Na bravo! Wer bitte, soll das denn überleben?!

Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend wartete ich mit meiner Tochter Avery an der Hand im Gebäude 17 der Uni Irchel. Avery wurde kurzfristig als Ferienersatz für den Karikaturisten gebucht, der sonst meine Kolumnen illustriert. Kreative Problemlösungen kann man Andi Gonseth, dem Chefredaktor von Fit for Life, wirklich nicht absprechen. Lorenz Leuthold von exersciences nahm uns freundlich in Empfang und zeigte mir, wo ich mich umziehen kann. In den Räumen der Uni roch es nach Wissenschaft. Während ich wieder einmal meine veralteten Biker-Klamotten überzog meinte Avery: „Hihi Papi, in diesen engen Hosen siehst du von hinten aus wie eine Frau.“ Ich konterte: „Ach ja? Hast du schon mal eine Frau mit solchen Lovehandles gesehen?“ „Nein.“ „Eben.“ „Was sind Lovehandles?“ „Das erklär ich dir später – viel später.“ Ich drückte ihr das Malzeug in die Hand und wir gingen ins Versuchslabor zu Lorenz.

Er hatte für Avery ein kleines Pult neben dem Fahrrad-Dummie platziert. Mein kleines Töchterchen sass jetzt wie ein kleiner Scharfrichter neben dem Schafott und brachte ihre Farbstifte in Stellung. Lorenz befestigte einen Pulsmesser an meiner Brust und ich wartete auf das Verbindungskabel. Aber hey, Verbindungskabel war gestern – genau wie ich. Heute geht ja alles über die Luft und genau diese sollte mir bei diesem CardioEx irgendwann ausgehen, denn dies war nicht irgendein Belastungstest, sondern eine Messung bis zu meiner persönlichen Leistungsgrenze. „In die Pedalen treten bis es dich verbläst“, war die genaue Anordnung von Lorenz. Mir wurde langsam klar, dass ich hier nicht ohne körperliche Schmerzen rauskommen würde. Und meine 6-jährige Tochter sollte das alles auch noch mit ihren bescheidenen malerischen Fähigkeiten festhalten. Wieso hatte ich bloss das Gefühl, hier den schlechteren Job gefasst zu haben?

Nachdem wir den Sattel adjustiert und Lorenz mir eine Gummimaske, welche meine Nase abdichtete, aufsetzte, war es mir nur noch möglich, durch den Mund ein- und auszuatmen. Vier Schläuche führten von meinem Mundstück in irgendeine Maschine, welche meinem Atem wichtige Informationen über mich entnehmen sollte. Im Stillen hoffte ich, dass „chronischer Mundgeruch“ keine der  möglichen Diagnosen sein würde. Aber einfacher Mundgeruch sollte sich bald als nichtiges Problemchen herausstellen, denn jetzt ging’s darum, bei einer Leistung von 75 Watt eine Drehkadenz von 70-80 U/Min. zu halten. Avery versuchte noch etwas lustig zu sein und höhnte: „Aber schön anstrengen Papi, gell. Hihi...!“ Ich feixte zurück: „Jeder macht das, was er am schlechtesten kann, du kleine Ratte.“ Aber mit der Schlauch-Maske im Gesicht kam da halt nur ein „Uhuuhahuuuuhuaschhuuu...!“, raus. Avery verdrehte die Augen und begann zu zeichnen. Lorenz wies mich an, nicht zu sprechen, da dies die Auswertung der Atmungsdaten beeinträchtigen würde. Ich verstand: Maul halten und pedalieren.

Zu Beginn lief alles noch ganz leicht, aber beim CardioEx wird die geforderte Wattleistung alle zwei Minuten um 25 Einheiten erhöht und dabei durfte ich die Kadenz nicht unter 70 sinken lassen. So lauteten die Spielregeln und ich begann wie hypnotisiert auf die Anzeige am Lenker zu starren. Mein alter Ehrgeiz mobilisierte sich und liess mich ganz konzentriert atmen, damit ich einen Rhythmus finden konnte. Alle zwei Minuten wurde mir am Ohrläppchen ein Tropfen Blut entnommen, um in meinen Laktatwerten festzustellen, dass ich, sportlich gesehen, eine Flasche bin.

Ich begann plötzlich fürchterlich zu schwitzen. Lorenz war so nett und wischte meine speckige Stirn sauber und spornte mich an, weiter zu pedalieren. Nach zwei Minuten bei 225 Watt wollte ich aufgeben, rettete mich aber über die 250er Grenze und stampfte noch weitere zwei Minuten auf diesem Niveau. Bei 275 Watt war Schluss. Nach einer Dusche begutachtete ich Averys Kunstwerk. „Hihi Papi, siehst aus wie ein Elefant.“, witzelte sie. Und genau so fühlte ich mich auch. Lorenz schaute in den Compi und eröffnete mir Überraschendes.

Gentechnisch gesehen sei mein Talent Ausdauersport zu betreiben HOCH. Hoch!? Hallo? Und wenn das jetzt noch jemand meinen Lovehandles beibringen könnte, wäre ich ein glücklicher Mann.

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