Freitag, 24. Januar 2014

Midi beim Langlaufen in Studen


Die Wetterprognose besagte, dass es mir während meiner ersten Langlauf-Lektion am Sihlsee auf meine Anfänger-Rübe regnen würde. Dabei hatte ich mich doch schon so darauf gefreut, was ja bei den fiesen Aufgaben, die mir die FIT for LIFE Redaktion sonst auferlegt, nicht üblich ist.

Doch der angesagte Regen bis auf 1500 Meter sollte sich in einen ansehnlichen, windstillen Wintermorgen mit blauen Himmelsfetzen verwandeln. Tataah...! Perfekte Voraussetzungen, um sich in Studen am Sihlsee mit ein paar dünnen Brettern an den Füssen zum Affen zu machen. Doch es kam anders als erwartet.

Res Schaad, ein zwei Mal mit olympischem Silber ausgezeichneter Sportsmann, begrüsste mich herzlich. Er hatte die gleiche Stimme (samt Akzent), wie mein Coiffeur,  was es mir erleichterte, ihm mein Vertrauen zu schenken. Er drückte mir zu lange Skistöcke und zu dünne Skis auf die Brust und zeigte mir, wie ich meine urbanen Glamour-Flossen in die silbrigen Captain Future-Treter zu zwängen hatte. So stand ich dann also wenige Minuten später als Langlauf-Rookie in selbstmitgebrachten Retro-Veloklamotten (Retro – ein anderer Ausdruck für schon ewig lange nicht mehr getragen, da verschollen geglaubt, aber dann doch noch unter dem Bett gefunden) und freute mich darauf, dass mir endlich einmal jemand Geduldiger diese Sportart beibringen würde.

Doch, oh Schreck, ich hatte meine Handschuhe vergessen. Aber ehe ich was sagen konnte, tauchte neben Res wie aus dem Nichts ein älterer Herr auf und überreichte mir ein paar Handschuhe und sagte feierlich: „Das sind im Fall Björn Daelhie-Handschuhe.“ Doch mein konsternierter Blick verriet den beiden alten Hasen, dass ich Stadtgurke nicht mal mehr Bahnhof verstand. Also antwortete ich verlegen: „Ach so, DER Björn Daelhie? Der weiss eben schon, was er meinen Fingern schuldig ist. Hehe..., ähm..., tja. Danke.“ Nach gefühlten 5 Minuten voller ungläubigen Anstarrens begann die Lektion.

Immer, wenn man von Grund auf eine Sportart neu lernt, muss man ein kleines Aufwärmtraining über sich ergehen lassen, damit alle anderen Sportler sehen können, dass da ein Anfänger eingeschult wird und sie sich dann etwas besser fühlen. Das war auch dies Mal nicht anders. Doch Res Schaad zeigte Gnade und ging sehr bald zum Wesentlichen über. Das heisst, wir machten erst ein paar Trockenübungen vom Wesentlichen. Irgendwie kam mir das alles sehr einfach vor und ich merkte an Res’ Resonanz, dass ich alles auf Anhieb richtig machte.

Also stellte mich Res kurz entschlossen auf die Ski und da haute es mich erst mal kurz entschlossen rückwärts auf den Sack. In Res’ Augen  sah ich, wie das Wort „Naturtalent“ gerade in sich zusammenfiel und von einer Windböe davongetragen wurde. Aber was solls? Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber einer kam gerade wieder auf die Beine und lernte Langlaufskaten in einem halbstündigen Crash-Kurs. Res zeigte mir, wie man in die Hocke geht und das Gewicht leicht nach vorn verlagert, um nicht nach hinten wegzustürzen. Er zeigte mir, wie ich mit Hilfe von X-Beinen und einer V-Stellung der Skis eine Beschleunigung zu Stande bringe. Wow! Und das klappte alles verdammt gut. Das Wort „Naturtalent“ drängte sich auf und prompt kam es über Res’ Lippen und beflügelte meinen Lernprozess. Ich flog über die Loipe und hatte noch nicht einmal gelernt, wie man die Stöcke einsetzt. Doch ich, der Capain Future im Retro-Look, hatte auch den Stockschlag bald raus und das nicht zuletzt, weil dieser Res Schaad wirklich eine sehr angenehme Art hatte, einem was Schwieriges beizubringen. Von ihm hätte ich mir auch noch gern die molekulare Biotechnologie erklären lassen, doch dafür reichte die Zeit nicht aus.

Res machte sich auf den Weg zurück in sein Langlauf-Zentrum, welches gerade von Loipen-Gourmets überrannt wurde, da das Wetter wider Erwarten gut war. Jetzt war ich ganz auf mich gestellt. Ich, der Sihlsee und meine neue Sportart. Ich skatete voller Euphorie in den Knien auf der weissen Ebene. Wow! Meine Lebensgeister wurden geweckt. Seit Jahren habe ich wieder einmal etwas entdeckt, das mir wirklich Spass macht. Ich denke, dieser Björn Daelhie wird mir bald ein Begriff sein.

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