Freitag, 24. Januar 2014

Midi als Stand-up Paddeling


Was macht ein Stand-up Comedian beim Stand-up Paddeln auf dem See? Genau, hinfallen. Mit hinfallen mein ich, hinEINfallen, in den See, den Zürichsee, den KALTEN Zürichsee.

Da sassen wir nun, in der Badi Wollishofen, ich und mein Red Bull. Gut gelaunt schauten wir einer lustigen Einführungslektion im Stand-up Paddeling mit David Trmal entgegen, denn auf der Dose steht ja laut und deutlich: Red Bull verbessert das subjektive Wohlbefinden. Funktioniert so weit gut.

David, zufällig ein sympathischer Jahrgangszwilling von mir,  reichte mir einen ärmellosen Wetsuit. Ein ärmelloser Wetsuit ist eine prima Sache für Männer in unserem Alter. Alle Problemzonen werden zusammengepresst und kurzfristig unter den Teppich gekehrt. Soviel zum subjektiven Wohlbefinden. Jetzt wurde mir klar weshalb der späte Tony Curtis nur noch mit Korsett bestückt unter die Leute ging – aber, das ist eine andere Geschichte. Mit aufgerüstetem Körpergefühl folgte ich David in einen Raum voller Kanus, Surfboards und weiteren Neoprenanzügen. So wie hier, muss es wohl in einer Kondomfabrik riechen. Zusammen trugen wir zwei 9-10 Footer nach draussen. David erklärte mir kurz wie man auf dem Brett liegt, kniet und dann schlussendlich aufsteht. Die Füsse stehen dabei nicht, wie von mir vermutet, diagonal zum Brett, sondern parallel nebeneinander. Das Paddel war meines Erachtens etwas zu kurz geraten. Doch dann fand ich Leuchte heraus, dass es individuell verstellbar ist. Beim paddeln sollte der obere Arm, mit dem man den Knauf hält, gestreckt bleiben. Je nach Seite muss beachtet werden, dass immer der Arm, welcher dem Wasser näher ist, die Mitte des Paddels hält und der andere den Knauf oben umfasst. Missachtet man diese einfache Regel, kann man mit einer flüchtigen Glasknochenkrankheit schnell mal einen offenen Unterarmbruch riskieren – aber, das wäre eine andere Geschichte.

David half mir mein Board zu wassern und schickte mich voraus in die Fluten der Verdammnis. Wie es mir mein Coach vorher gezeigt hatte, klemmte ich das Paddel zwischen Brust und Board und kraulte halbherzig aus der Sicherheitszone der Badi Wollishofen. Schon beim Einstieg zog es mir die Innereien etwas zusammen als ich die doch eher frische Temperatur des Zürichsees an meinen Beinen spürte. Fragen sie mich nicht weshalb, aber irgendwie hatte ich bei dieser Stand up Paddeling Geschichte die Rechnung ohne lästigen Wasserkontakt gemacht. Wohlbefinden ade...! Irgendwie fehlt auf der Red Bull-Büchse folgender Satz: Das subjektive Wohlbefinden verschlechtert sich mit zunehmender Objektivität. Aber alles in-mich-hinein-jammern half nichts. Nachdem ich die gelben Bojen der Badi erreicht hatte, gab mir David, der mich in der Zwischenzeit eingeholt hatte, den Befehl zum knien. Gesagt, getan. Da war ich nun, kniend auf dem Zürichsee, reumütig und ohne Perspektive. Der Moment hatte etwas katholisches und der Tauftermin sollte näher sein als mir lieb war.

Mit einem beherzten Ruck stand ich auf und begann zu paddeln. David, inzwischen auch auferstanden, äh aufgestanden, paddelte direkt neben mir und sagte irgendwas Ermutigendes. Mein stark eingeschränktes Multitasking kann den Mitschnitt der genauen Worte nicht mehr wiedergeben, sorry. Irgendwie war das hier alles viel wackliger als im Internet-Prospekt. Das starke Verkehrsaufkommen auf dem See hatte ziemlichen Wellengang zur Folge und das war natürlich alles andere als nützlich für meine Stabilität auf dem Brett. David, die Ruhe selbst, schiens nicht zu kümmern. Und just während ich seine Unbekümmertheit bewunderte, übersah ich eine fiese Wellenserie und sank, völlig frei von Grazie, seitlich des Bretts ins kalte Nass.

„Schiessebach isch au e Stadt“ fauchend kraxelte ich umständlich wieder zurück aufs Board. David meinte, ich solle mehr in die Knie gehen. Wieso muss man auch bei jeder Sportart in die blöden Knie gehen um nichts falsch zu machen? Ich tats, stand aber, jetzt neu, zu weit hinten auf dem Brett. Die Wellen des, zuvor noch dramatisch hupenden Kursschiffes, machten den Rest und ich flog wie die armen Schweine früher bei „Spiel ohne Grenzen“ rücklings in die Algen-Gazpacho. Diesmal mit Kommando Untergang. Meine Föhnfrisur war futsch und mein Haar verlor dramatisch an Spannkraft. Das war mir eine Lehre. Die Angst vor einem weiteren Sturz vor versammelter Badegemeinde liess mich in den Beinen etwas verkrampft zurück aber oben klappte es langsam mit der Paddeltechnik. Wenn der Bewegungsablauf richtig gemacht wird, geht die Sache schön in die Bauchmuskeln und als ich neben David so um das schöne Saffa-Inseli paddelte, kam schon fast etwas venezianische Gondoliere-Wehmut auf. Danke David, dass du schlussendlich mein subjektives Wohlbefinden wieder hergestellt hast.




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