Freitag, 24. Januar 2014

Dave Dollé hat mir wehgetan


Ich weiss nicht, wie viel schlechtes Karma sich Andi Gonseth aufgeladen hat, als er mich bei Dave Dollé zum Personal Training angemeldet hat.  Bestimmt genug, um im nächsten Leben als Bimsstein im Waschraum rumänischer Kohlebergwerkarbeiter auf die Welt zu kommen.

Pünktlich um 13 Uhr erschien ich etwas ängstlich mit dem Turnzeug unter dem Arm in den Räumlichkeiten der Dave Dollé Pure Training GmbH im Zürcher Chreis Cheib. Ein kräftiger Händedruck zur Begrüssung und schon schickte mich Dave zum Umziehen einen Stock tiefer. Mit gespielter Leichtfüssigkeit schwebte ich in die Garderobe und als ich in den Unterhosen meine unzähligen Problemzonen im Spiegel ortete, fielen mir die Frauenschuhe unter den Spints auf. Heilige Scheisse, ich stand halbnackt in der Frauengarderobe! Wenn mich jetzt jemand sehen würde, wäre ich wohl schneller auf der schwarzen Liste des Clubs gelandet, als man „Spannerschwein“ sagen könnte. Also griff ich mir meine Sachen und schlich in die Herrengarderobe. Zum Glück hat mich niemand gesehen. Puuh, Puls 130 schon vor dem Training. Schmerz Ahoi!

Während dem Warm-up auf der Rudermaschine erzählte ich Dave, dass ich an der Bauchpartie gerne etwas weniger Weichkäse hätte. Also stellte er mich auf die Powerplate und liess mich in der Hocke vibrieren, um nicht schlottern zu sagen. Ich sah mich im Spiegel. Es sah aus als sässe ich mit Schüttelfrost auf einen unsichtbaren WC, nur hatte ich die Hosen nicht unten, aber das heftige Rütteln würde sich diesem Problem bald annehmen. Als wäre die Pein noch nicht gross genug, platzierte Dave immer wieder Handkantenschläge in meiner Magengrube. „Bauch einziehen!“, sagte er mit einem Lächeln im Gesicht. Wieder festen Boden unter den Füssen, schnaubte ich wie Black Beauty. Dave meinte nüchtern: „Tut mir leid Midi, aber es macht mir Spass dich leiden zu sehen.“ Er hatte offensichtlich sein Hobby zum Beruf gemacht. Gratulation.

Jetzt versuchte Dave meinen Hüftspeck mit fiesen TRX-Bändern zu zügeln. Ich kämpfte mich ächzend durch klimmzugähnliche Übungen, nach denen ich mich in einer halb in der Luft hängenden Schubkarrenposition wieder fand. „Zwölf Stück und dann Pause.“, war Daves Art zu kommunizieren. Und immer wenn ich eine Übung richtig ausführte, wurde dies mit einem kurzen „Oh yeah!“ von ihm quittiert. Während ich mich mit grünen Gummibändern abmühte, kamen mir die uralten Zeiten mit dem Expander in den Sinn. Der damalige Claim hiess, „Und plötzlich platzte mir das Hemd“, mir platzte hier höchstens der Kragen. Dave war mein Personal-Trainer und zählte jede Übung durch. Zwölf Stück und dann Pause. Da war nix mit Schummeln. Wenn ich mal nicht alles gab, wurde ich postwendend abgemahnt. Jeden Durchgang beendeten wir mit der Beschwörung: „Die letzte ist die Beste! Huaaah!“

Erstmals zeigte Iron-Dave Herz und bot mir etwas zu trinken an. Aus dem ganzen Angebot von teuren Aufbaudrinks wählte ich ein Glas Hahnenwasser. „Ich will dich ja nicht wütend machen, indem ich dir hier die teuren Drinks wegsaufe.“, erklärte ich mich. Dave konterte: „Du musst mich gar nicht wütend machen, ich schlauch dich auch gut gelaunt.“ Gesagt, getan. Perfect Push-ups waren an der Reihe. Das sind Liegestütze auf einer drehbaren Scheibe mit Griff. Das stetige Stabilisieren der Drehscheibe macht die Liegestütze noch effizienter und treibt einem tausende roter Ameisen in die Muskeln. Dave brachte mir bei, wie ich durch das Anspannen der Bauchmuskeln meinen Oberkörper stabilisieren kann: Wie bei einer Ketchup-Tube – drückt man unten zu, wird der obere Rest stabil. Das hat sogar mein blutarmes Gehirn begriffen. Zum Schluss zog mir Dave the Brave ein paar Boxhandschuhe über und liess mich meine seit der Pubertät aufgestauten Aggressionen in Boxkissen, die er mir entgegenhielt, reinledern. Mann, tat das gut. Heute Morgen war ich noch Forrest Gump und jetzt mutierte ich innert Minuten zu einem frühen Rocky Balboa. „Aaaadrian...!“ Völlig geschafft aber glücklich verabschiedete ich mich von Dave Dollé mit einem Handkantenschlag in sein Six-pack. „Bauch einziehen!“, scherzte ich. Sein Bauch war eingezogen. Noch mehr einziehen und er wäre hinten wieder rausgefallen. „Ciao Midi, pass auf dich auf.“

Draussen auf der Strasse fühlte ich mich super. Ich war eine böse, drahtige Kampfmaschine, ich war..., eine verfressene, schwammige Couchpotatoe auf dem besten Weg den Muskelkater seines Lebens in Empfang zu nehmen. Gott sei Dank Andi Gonseth. Arrrgh...!


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