Im unteren Teil der
doppelstöckigen Turnhalle Tanneg in Baden absolvierten eine Hand voll Golden
Girls ein Altersturnen. Wehmütig schaute ich ihnen einen Augenblick lang zu.
Wieso schickt mich die Redaktion nie ins Altersturnen? Da wäre ich im Nu der
Platzhirsch. Aber nein, sie schickten mich einen Stock höher, ins Fechten. Wie
anstrengend.
Oben angekommen drückte mir
Mac Huber von der FfL-Redaktion seine Teenager-Söhne Collin und Lance, die hier
jede Woche ins Fechten gehen, aufs Auge. Es war Macs Idee mich hier von jungen
Leuten aufspiessen zu lassen. Noch bevor ich Mac, für die originelle Idee,
meinen Handschuh ins Gesicht werfen konnte, machte der sich schon aus dem Staub.
Hatte wohl ein schlechtes Gewissen. Wie die drei Musketiere betrat ich mit den
Jungs die Turnhalle. Andi und Tamas, die Fecht-Instruktoren, begrüssten uns mit
kräftigem Händedruck. Offensichtlich hat die Jugend von Baden schwer was mit
Fechten am Hut, denn von den geschätzten 25 Teilnehmer/Innen war ich mit
Abstand der Älteste in der „Klasse“.
Um uns aufzuwärmen sollten
wir etwas Fussball spielen. In der Mitte der Halle wurden zwei Tore Rücken an
Rücken aufgestellt und Andi bestimmte zwei Girls, die abwechslungsweise ihre
Teammitglieder wählten. Wie lange war es wohl her, dass ich hoffte nicht als
Letzter gewählt zu werden? Äh, etwa 30 Jahre? Himmel, ich bin Antik. Einer der
Damen zeigte Herz und wählte mich frühzeitig in ihr Team. Wir spielten mit
einem Gymnastik-Ball auf die kleinen Tore. Schwierig aber spassig. Doch der
Spass sollte bald vorbei sein, denn Tamas unterzog uns einem Drill.
Erst gab’s zahlreiche Sprints
von Wand zu Wand. Dann stellten wir uns alle in einer Linie auf. Trockenübungen
waren angesagt. In der Bandbreite von „en garde“ bis zum fiesen Zustech-Ausfallschritt
musste die Klasse verschiedene Befehle befolgen und zwar in zunehmender Kadenz.
Volle Konzentration war gefragt. Plötzlich zeigte der wilde Haufen Disziplin.
Ich war stetig leicht überfordert aber anders als beim Zumba, gelang es mir
hier die Würde zu bewahren. Als Zückerchen machten wir die ganze Drill-Chose nochmal
– aber diesmal mit einem Fecht-Handschuh auf dem Kopf balancierend. Wem der
Handschuh runterfiel, musste reumütig zur Linie zurück. Ich konzentrierte mir
einen Wolf und der Handschuh blieb auf meinem Haupte. Ha!
Danach machte sich der Rest
zum Duell bereit. Nur ich kam in den Genuss, bei Grossmeister Andi einen
persönlichen Crash-Kurs absolvieren zu dürfen. Ich bekam eine stichfeste Weste
umgeschnallt und lernte, die drei verschiedenen Waffen, Degen, Schwert und
Florett kennen. Ich entschied mich fürs Florett. Andi forderte mich dazu auf mit
dem Florett auf seinen Körper einzustechen. Ich hatte ernsthafte Skrupel auf
einen Leib, obwohl gepanzert, einzustechen, doch als ich merkte, dass nichts
passieren kann, piekste ich munter drauf los. Andi zeigte mir hilfreiche
Tricks, wie man einem Angriff ausweicht oder einen selbigen ausführt und
zusticht. Wenn man mit einer Waffe hantiert, ist der Körper, obwohls nur Sport
ist, in stetiger Alarmbereitschaft. Schliesslich ging’s hier mal um Leben oder
Tod. Ähnlich wie die Schurken in den Musketier-Filmen, hatte Andi ein stetiges
Schmunzeln auf dem Gesicht. Er grinste mich förmlich nieder und stiess dann
blitzschnell zu. Zum Glück befanden wir uns nicht im Mittelalter. Ich wäre
sonst 17 mal aufgespiesst worden.
Die 90 Minuten verflogen im
Nu. Nassgeschwitzt von den vielen konstruierten Duellsituationen wähnte ich
mich wieder im 21sten Jahrhundert und somit in Sicherheit. Da forderte Tamas
mich auf, ein Duell mit Lance zu machen. Und zwar an der elektrischen Leine,
mit Treffer-Lämpchen und so. Tja, wenn ich schon mal die Chance kriege einen
Teenager abzustechen ohne dafür in den Knast zu wandern. Wieso nicht?
Also wurde ich verkabelt,
setzte die Fechtmaske auf und stand en Garde bereit. Lance strahlte eine
natürliche Siegeskraft aus. Den alten Knacker würde er doch locker wegpieksen,
dachte er wohl. Doch er hatte die Rechnung ohne seinen fiesen Miesepeter-Bruder
Collin gemacht. Der zog nämlich vor dem Duell unbemerkt des Bruders Stecker zum
Kontroll-Lämpchen. Der arme Lance durchbohrte mich etliche Male doch kein
Lämpchen ging auf. Ich stand da wie der Highlander, unsterblich, in voller
Pracht. Lance verstand die Welt nicht mehr. Als er den Streich seines Bruders
bemerkte und den Kasten wieder eingesteckt hatte, war er durch den Hinterhalt
so verdattert, dass er schlussendlich 5 : 2 gegen mich Greenhorn verlor. Welch
Schmach doch Lance würde es, wie ich diesen Fecht-Crash-Kurs, überleben. Pieks...!
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